Als Findlinge bezeichnen wir heute große Steine, die durch Gletscher in den erdgeschichtlichen Eiszeiten an ihrem jetzigen Platz transportiert wurden und mindestens ein Kubikmeter Rauminhalt haben.
In alten Zeiten rankten sich um diese großen Steine viele Geschichten und Sagen.
In der Jungsteinzeit wurden aus den Findlingen Großsteingräber errichtet. Von diesen Großsteingräbern können sie noch heute viele auf Rügen finden.
Später, bis fast in den Anfang des 20. Jahrhunderts, wurden Findlinge als Steinbruch genutzt, um Denkmäler, Kirchen, Gebäude und Küsten- und Hafenbefestigungen zu errichte und um Pflaster- und Mühlsteine zu gewinnen.
Heute sind Findlinge als Naturdenkmäler geschützt.
Mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der erdgeschichtlichen Entwicklung konnte man nachweisen, dass diese Großsteine in den Eiszeiten hierher transportiert wurden, überwiegend von der Insel Bornholm.
Wieso gibt es aber auf Rügen nun so besonders viele Findlinge?
Die zukünftigen Standorte der Insel Rügen und speziell die Halbinsel Jasmund lagen in der Weichseleiszeit in der Gletscherstromscheide zwischen den Urstromtälern des Belt- und des Oderstromes.
Die mitgeführten Geröllmassen der riesigen Gletscher, die eine Höhe bis 3.000 Meter aufwiesen, lagerten in der typischen Mittelmoräne zwischen den großen Eisfeldern, im heutigen Gebiet der Insel Rügen, besonders viel Geschiebemergel mit den darin enthaltenen Findlingen ab.
Durch das enorme Gewicht der Gletscher auf die Kreideschichten wurden diese dann, mitsamt den Geschiebemergelschichten, an der Schwachstelle Mittelmoräne emporgedrückt, verworfenen und gestaucht. Dadurch entstand eine ursprünglich viel größere Inselkette mit der Insel Rügen.
Erst 1996 entdeckte man bei Umbauarbeiten auf dem Bergener Markt am Hotel Ratskeller einen bisher unbekannten Findling von rund 8 m³ Inhalt und 12 Meter Umfang und einem Gewicht von 35 Tonnen.
Der Findling am Bergener Markt hat im Mittelalter höchstwahrscheinlich als Gerichtsplatz gedient.
Aus alten Quellen weiß man, dass sich im Mittelalter der Gerichtsplatz zwischen Markt und Kloster befunden hat. Als 1803 das Gericht nach Stralsund verlegt wurde, geriet der Platz in Vergessenheit, der Stein wurde zugeschüttet und später überbaut.
Nach der Wiederentdeckung wurde der Findling geborgen, ein wenig geliftet, und hat heute vor dem Eingang zum Ratskeller seinen Platz gefunden.
Der Buskam mit einem geschätzten Volumen von 300 m³, einen Umfang von 24 m und einer Höhe von ca. 8 m, wovon drchschnittlich 1,5 m aus dem Wasser herausragen, liegt gute 300 Meter vom Nordstrand von Göhren entfernt in der Ostsee, östlich der Seebrücke Richtung Nordperd .
Er ist mit seiner Größe und einem Gewicht von 550 t mit Abstand der größte Findling auf Rügen.
Ja, sogar der Größte Norddeutschlands: Er wurde im Dezember 2019 als Nationales Geotop ausgezeichnet.
Der Name soll auf das Altslawische "bogis kamien" zurück gehen, was Gottesstein bedeutet. Zur Bronzezeit, als der Stein wohl noch direkt im Uferbereich lag, wurde er schon als Kultstätte genutzt.
Der größte Findling Rügens liegt gut 300 Meter vor der Küste von Göhren. Er dient meist den Komoranen als Rastplatz bei der Fischjagd.
Der zweitgrößte Findling Nardevitz, hat mit geschätzten 104 m³, davon 71 m³ oberirdisch, nur noch ein gutes Drittel vom Buskam aufzuweisen, wiegt aber immerhin noch 281 t oder 5.620 Zentner! Sie finden ihn 400 Meter nördlich von Nardeviitz auf dem Feld, eingewachsen im Gebüsch.
Der ursprüngliche Stein war noch um einiges größer, denn er wurde schon als Steinbruch mißbraucht: unter anderem lieferte er das Material für die Preußensäulen in Neukamp und Stresow.
Westlich ragt er kaum aus dem Erdreich, aber östlich im Gebüsch hat man wohl einiges am Stein abgehauen und weggefahren.
Es klafft ein übermannshohes Loch vor dem Findling und man kann deutlich an der scharfkantigen, senkrechten Bruchstelle erkennen, dass hier viel vom Stein abgeschlagen wurde.
Deutlich erkennt man an dem Findling bei Nardevitz, dass er schon als Steinbruch hat herhalten müssen.
Wenn man von Blandow ans Ufer der Ostsee kommt, entdeckt man dort eine ganze Reihe von kleineren Findlingen, teils am Ufer oder dicht am Ufer im Wasser.
Der Dritte im Bunde ist der Findling Blandow mit geschätzten 65 und sichtbaren 54,5 m³ und 175 t Gewicht. Er liegt im Wasser am Strand. Man findet ihn, wenn man den Weg zum Strand hinunter geht, dann rechts Richtung Lohme direkt am Strand und nach der nächsten Biegung, ca. 200 Meter weiter, ragt er hoch aus dem Wasser.
Kleinere Findlinge bei Blandow
Ein großer Brocken ist der Findling bei Blandow
Der Siebenschneiderstein am Gellort ist gleichzeitig der nördlichste Punkt Rügens. Der Name ist Programm:
Auf der ebenen Oberfläche können bequem sieben Schneider im Schneidersitz arbeiten. Mit geschätzten 61 und sichtbaren 32,5 m³und 165 t Gewicht ist er der viertgrößte Stein.
Den nördlichsten Punkt markiert der Siebenschneiderstein
Der Findling Schwanstein beim Hafen von Lohme
In der Rangfolge wird der 4. Platz dicht gefolgt von dem Schwanstein in Lohme, der östlich des Hafens im Wasser liegt.
Dieser belegt den 5. Platz mit geschätzten 60 und sichtbaren 54 m³ und einem Gewicht von 162 t.
Der Uskamp in Sassnitz
In Sassnitz finden Sie 370 Meter hinter dem Kurplatz in der Ostsee den Uskam, auch gern Klein Helgoland genannt.Er wird auf 41 m³ geschätzt und 40,5 m³ sind sichtbar, bei einem Gewicht von rund 110 t.
Da er nur 15 Meter vom Ufer entfernt ist, hatte man einen Steg hinüber gebaut. Nachdem diese in 2 Wintern hintereinander vom Eis und Sturm zerstört wurde, hat man den Wiedeaufbau eingestellt.
Den 7. Platz belegt der Jastor an der Zufahrt zum neuen Fährhafen Sassnitz-Mukran. 34 - 32,5 m³ sichtbar und 91t schwer.
Er wurde bei Baggerarbeiten im neuen Fährhafen gefunden und nun schaustellend neben der Zufahrt zum Fährkomplex platziert.
Der Findling am Fährhafen von Mukran
Die drei nachfolgenden Findlinge teilen sich mit der gleichen Größe von geschätzten 27 m³ und 73 t die Plätze 8, 9 und 10.
Der Findling Jasmund mit 21 sichtbaren Kubikmetern, liegt am Strand zwischen Kollicker Ort und Kollicker Bach an der Kreideküste im Nationalpark Jasmund.
Findling Jasmund im Nationalpark an der Kreideküste
Der Opferstein von Quoltitz liegt ca. 1 km nordöstlich von Quoltitz auf dem Weg zu den Kreidebrüchen am Naturschutzschild unter den Bäumen. Sichtbar sind 14,5 m³.
Den Namen Opferstein hat er irrtümlich, da man annahm, dass aus den eingeschlagenen Rillen das Blut der Opfer ablief. Es sind aber Spaltversuche, um Mühlsteine zu gewinnen.
Der Opferstein in Quoltitz
Der 10. und letzte im Bunde, der Möwenstein, liegt mit 13,5 sichtbaren Kubikmetern direkt hinter dem Deich auf der Insel Ummanz bei Tankow im Vogelschutzgebiet.
Verschiedene Karten zum besseren räumlichen Verständnis und zur Orientierung.
weiterlesen ...